Pilzesammeln und Naturverbundenheit

Diese Woche gab es im Rahmen eines Heimatbesuchs ein Revival einer schönen Kindheitserinnerung: Wir gingen in die Pilze. Und während ich mit suchendem Blick durch das Unterholz stapfte, fragte ich mich, warum ich diese entspannende Aktivität während mehr als zwanzig Jahren links liegengelassen habe.

Okay, logisch, einmal in die Pubertät gekommen, hatte ich andere Interessen als Pilzesammeln. Aber wieder ruhiger geworden bin ich ja nicht erst seit gestern. Irgendwie war es mir aber nicht in den Sinn gekommen, das alte Hobby neu aufflammen zu lassen. Vielleicht aber auch, weil es eben damals immer Familienausflüge waren und ich mit Anfang zwanzig in die Schweiz ausgewandert bin und mich seitdem gut sieben Autostunden von meiner Familie trennen.

Jedenfalls hat mich das Revival ziemlich geflasht. Nicht nur wegen der (an diesem Tag eher seltenen) Erfolgserlebnisse, wenn wir tatsächlich mal wieder einen essbaren Pilz gefunden hatten. Allein schon das Unterwegssein im Wald war schön. Nun ist es ja nicht so, dass ich sonst nie im Wald bin. Aber normalerweise bleibe ich da auf den Wegen. Und meistens auch noch joggend. Ganz was anderes eben.

Natürlich könnte ich auch so mal durchs Dickicht spazieren. Mache ich aber nicht. Weil ich meistens einen Grund brauche, um etwas zu tun. Ausser im Rahmen der sportlichen Betätigung gibt es bei mir so gut wie keine „Leergänge“. Dabei würde der Wald eigentlich genug Möglichkeiten für LeHrgänge bieten. Ausser Birken, Kastanien, Buchen und Eichen würde ich ja keinen Baum an den Blättern erkennen. Von Gräsern und Sträuchern ganz zu schweigen. Man könnte fast meinen, ich sei ein Stadtkind gewesen, aber weit gefehlt.

Hat es mich damals einfach nicht interessiert? Oder habe ich über die Jahre hin alles vergessen? Schade eigentlich. Und Zeit für eine Auffrischung? Schaden könnte es nicht, aber woher nehmen, wenn nicht stehlen, diese Zeit im hektischen Arbeitsalltag, der nur durch – meist schon ziemlich verplante – Wochenende unterbrochen wird?

Dazu kommt, dass ich nicht gern halbe Sachen mache. Wenn, dann wöllte ich mich schon gründlicher damit befassen. (Vor allem wenn es um Pilze geht, ist solides Wissen schliesslich eine Frage von Leben und Tod.)

Vielleicht verebbt ja auch relativ schnell mein neu entflammter Wunsch nach mehr Naturverbundenheit mangels Kompatibilität mit meinem Lebensstil. Schliesslich bin ich ein, wie die Schweizer sagen, „Bürogummi“, dazu noch ein ziemlicher „Gfrörli“, der jede noch so romantische Berghütte meiden würde mangels brühendheissem Duschwasser und Fussbodenheizung. Mal schauen also, wie oft es mich in den Wald treiben wird, jetzt, wo bereits der Winter naht…

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert