Vegan meets family

Nach gut acht Stunden Autofahrt kam ich heute Abend glücklich, aber erschöpft an meinem Elternhaus an. In den nächsten Tagen werde ich viel mit PC einrichten beschäftigt sein und mit Kochen. Denn wie wahrscheinlich einige andere Veganer auch, bekam ich von meiner Mama ziemlich schnell zu hören, dass sie keine Ahnung habe, was sie mir jetzt überhaupt noch kochen könne. Was ich gut verstehen kann, denn ohne sich mit dem Thema vegane Ernährung auseinanderzusetzen, weiss man ja wirklich nicht um die Alternativen. Darum habe ich angeboten, mich während der vier Tage Heimaturlaub um jedes Mittag- und Abendessen zu kümmern. Dies führte zu einer umgehenden Beruhigung meiner Mutter. Zum Glück ist sie auch essenstechnisch absolut aufgeschlossen und freut sich auf die veganen Speisen.

Weniger Experimentierlust hatte ich – Asche über mein Haupt – meiner straff auf die Neunzig zugehenden Grosstante zugetraut. Aber weit gefehlt. Auch sie möchte das, was ich in den nächsten Tagen auf den Tisch bringe, zumindest mal probieren.

Kurzum: Bis jetzt läuft noch alles super und ich hoffe, es bleibt auch weiterhin ein so friedliches Miteinander von meiner Allesesser-Sippe und mir. Das ist mein erster Heimatbesuch als Veganerin. Das letzte Mal war ich noch Vegetarierin. Das kam bei meiner Mama (der tierliebste Mensch, den ich kenne) gut an. Aber vegan? Das sei ihr dann aber zu «extrem».  Ich glaube, damit meint sie eigentlich so etwas wie abweichend von der vorherrschenden Meinung beziehungsweise Ideologie. Zumindest macht es so eher Sinn für mich. Andernfalls würde ich mich fragen, warum es NICHT extrem ist, unsere Überlegenheit über die anderen Tiere so massiv und extensiv auszunutzen. Und warum es dann extrem sein soll, wenn jemand dabei ganz einfach nicht mehr mitmachen will.

Es sollte jedenfalls nicht lange dauern, bis sie sich damit abfinden musste, eine extrem nur noch pflanzenvernichtende Tochter zu haben. Sie hat viel besser darauf reagiert, als ich erwartet hatte. Manchmal braucht es eben eine gewisse Inkubationszeit und dann werden solche Veränderungen doch gar nicht so schlecht aufgenommen. Vielleicht war ein Teil davon aber auch Resignation, weil sie weiss, dass ich sowieso mache, was ich für richtig empfinde und mir nicht gross reinreden lasse. Nur die leichte Sorge in ihrer Stimme hörte ich noch raus. Sie befürchtet wohl, dass ich bald an allen möglichen Mangelerscheinungen leiden werde. Letztlich ist sie einfach nur voll mütterlicher Sorge. Darum kann ich es ihr auch überhaupt nicht übel nehmen, dass sie noch skeptisch ist.

Ich hoffe, dass ich auch ihre Skepsis bezüglich der geschmacklichen Qualität der veganen Ernährung abbauen kann. Ganz konkret wurde ich schon damit aufgezogen, dass ich mich ja jetzt gar nicht mehr aufs Essen freuen könne. Im Spass natürlich, aber ich habe diesen kleinen Funken authentischen Zweifels trotzdem bemerkt. Offenbar gilt es für mich in den nächsten Tagen unermüdlich gegen ein paar Klischees anzukochen.

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