Die fünfzigtausend Euro Wespe

Vorgestern bin ich ja in meiner alten Heimat angekommen. Abends sass ich dann mit meinen Eltern auf dem Balkon und genoss das Abendessen. Versuchte zumindest, es zu geniessen. Die Wespe, die ständig um mich herumschwirrte, machte es irgendwann fast unmöglich. Bei Wespen bekomme ich relativ schnell Schnappatmung, sprich werde panisch. Als Kind hat mich mal eine ins Ohr gestochen. Das war schmerzhaft, aber halb so wild. Dann hat mich aber auch noch eine in den Mund gestochen. Falls ihr euch jetzt fragt, wie das überhaupt geht: Ich glaube, ich habe gerade eine Wiener zum Mund geführt und die Wespe hat sich draufgesetzt. Da musste ich dann ins Krankenhaus. Und dann war noch der Tag, als ich von einer Hornisse verfolgt wurde. Spätestens ab da war der Grundstein für die Feindschaft zwischen mir und allem Schwarz-Gelb-Gestreiften gelegt. Naja, ausser Hummeln, die sind ja ganz friedlich.

Jedenfalls sass ich da beim Abendessen und als die Bitch mir dann auch noch rotzfrech übers Gesicht krabbelte, fing ich ziemlich an zu fluchen. Nicht, dass ich das vorgehabt hätte, aber meine Mutter meinte dann, es stünde in Deutschland unter Strafe, eine Wespe grundlos totzuschlagen. Fünftausend Euro für eine Normale, fünfzigtausend für eine Seltene. Da blieb mir erstmal die Spucke weg. Da werden in Deutschland Millionen von Tieren unter übelsten Bedingungen gehalten und abgeschlachtet, komplett straffrei. Im Gegenteil, wahrscheinlich vielfach auch noch EU-subventioniert (nicht geprüft, das ist eine reine Unterstellung von mir). Und welche Tierschutzgesetze werden verschärft? Die für Insekten. Der blanke Hohn.

Ich weiss, es sind auch Lebewesen. Wichtig fürs Ökosystem und so weiter. Aber in meinen Augen wäre es trotzdem erstmal wichtiger, etwas für die unzähligen «Nutztiere» zu tun.

Wo ich schon beim schwarz-gelb-Gestreiften bin, fällt mir noch das Thema mit dem Honig ein. Lustigerweise bin ich nämlich schon ziemlich oft danach gefragt worden, ob ich denn jetzt auch keinen Honig mehr esse. Ich habe mich jedes Mal darüber gewundert, dass sich überhaupt jemand für so ein – meiner Meinung nach – unbedeutendes Randthema wie Honigkonsum interessiert. Was davon jährlich pro Kopf konsumiert wird, dürfte ja gemessen an Fleisch, Eiern und Milchprodukten wohl kaum der Rede wert sein. Und dennoch, immer wieder die gleiche Frage.

Und meine Antwort: Ich esse weiterhin keinen Honig, weil der mir noch nie geschmeckt hat. Und würde er mir schmecken, würde ich ihn weiterhin essen. Moment, ich klappe schnell den Regenschirm auf, falls jetzt irgendjemand Lust hat, einen Shitstorm über mich niederprasseln zu lassen. Von wegen ich sei ja keine echte Veganerin oder so. Meinetwegen. Jeder setzt halt so seine Prioritäten. Und meine liegen eben nicht bei den Insekten. Inwieweit diese kleinen Kindheitstraumata dafür verantwortlich sind, darüber kann ich nur spekulieren.

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