Von alten Hasen und jungen Welpen

Die meisten Menschen, die man nur flüchtig kennenlernt, vergisst man ja schnell wieder. Aber dann gibt es die paar wenigen, die einem jahrzehntelang im Gedächtnis bleiben. An einen von Ihnen musste ich gerade mal wieder denken.

Mein erster Job nach dem Studium war in einer Unternehmensberatung, erst als Junior Consultant und später als Consultant. Es muss etwa in meinem zweiten Jahr gewesen sein, als mich meine Chefs nicht etwa ins kalte, sondern ins eiskalte Wasser warfen: Eine Woche Auslandseinsatz, ganz allein, während der ich die Federführung für die Ausarbeitung eines Strategiepapiers zur Sanierung eines Unternehmensbereichs übernehmen sollte. Zusammen mit der Managementriege, die fast ausschliesslich aus Interimsmanagern und externen Beratern bestand. Alles Männer mit mehr als doppelt so viel Jahren an Lebens- und Arbeitserfahrung wie ich. Und denen sollte ich jetzt was erzählen?

Ich glaube, ich genoss so eine Art Welpenschutz, denn zumindest machte mir keiner von ihnen extra das Leben schwer. Aber daran, dass sie mich nicht sonderlich ernst nahmen, hatte ich keinen Zweifel. Bis auf einen von ihnen, ein externer Berater. Ein ganz alter Hase, der schon viele Unternehmenskarren aus dem Dreck gezogen hatte. Er war auch der Einzige, der sich darum kümmerte, dass ich etwas zu trinken und zu essen bekam. Er holte mich immer pünktlich zur Mittagszeit ab und ging mit mir in die Firmenkantine. Dort spendierte er mir nicht nur eine Mahlzeit, sondern liess mich auch an seinem reichen Erfahrungsschatz teilhaben, wie man im Wirtschafsleben erfolgreich werden konnte. Seine wichtigste Maxime dafür war:

„Systematisch das Richtige tun!“

Das mag vielleicht erstmal etwas schwammig erscheinen, aber so ist das ja meistens mit allgemeinen Ratschlägen für jede Lebenslage. Und leider wissen wir nicht immer, was das Richtige ist. Aber manchmal schon. Und zumindest dann, sollten wir auch danach handeln, anstatt einfach bequem so weiterzumachen wie bisher.

Jetzt fragt ihr euch wahrscheinlich, warum ich euch in einem Blog über Veganismus mit Managementphilosophien komme. Weil ich in der letzten Zeit ein paar Bereiche eingekreist habe, mit denen ich mich beschäftigen sollte, es jedoch aus Bequemlichkeit noch nicht getan habe. Zum Beispiel mal ein paar Entspannungstechniken erlernen. Oder mich etwas wissenschaftlicher mit dem Thema Ernährung beschäftigen.

Als ich noch Allesesser war, dachte ich, dass ich schon intuitiv alles esse, was mein Körper benötigt. (Sicher ein Trugschluss). Wenn man auf vegan umsteigt und sich darüber informiert, wird man erstmal mit reichlich Warnungen eingedeckt, was einem nicht alles fehlen könnte (Protein, Eisen, B12, etc.) Dass viele Allesesser Mangelerscheinungen haben, wird dabei selten erwähnt.

Mir war jedenfalls relativ schnell klar, dass ich jetzt endlich mal anfangen sollte, etwas genauer darauf zu achten, dass ich mit Allem gut versorgt bin (=das Richtige tun). Einfach irgendwas essen ist nicht immer die beste Wahl, egal ob man Veganer ist oder nicht.

Als ersten Schritt habe ich mir das Buch gekauft, auf dessen Veröffentlichung ich einige Wochen sehnsüchtig gewartet habe. Jetzt geht es ans Lesen und danach ans Umsetzen.

Wenn der alte Hase wüsste, dass er mir nicht nur einen kostbaren Ratschlag für den Beruf, sondern auch fürs Leben gegeben hat, würde er sich bestimmt freuen.

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