Flexiganer?

Letztes Wochenende auf einer Party: Wir sitzen alle gemütlich am Tisch und der Gastgeber stellt Wurst- und Käseplatten hin. Ich greife zielstrebig nach der pflanzlichen Dekoration, mein Gegenüber – ein Freund des Gastgebers – nach der Salami.

Der Gastgeber macht mich – wohl zunächst ohne sich der Komik der Situation bewusst zu sein – darauf aufmerksam, dass sein Freund übrigens auch Veganer ist. Aber nur daheim, so die Erklärung. Aha. Na logisch, es gibt ja nicht nur Flexitarier, sondern auch Flexiganer.

Selbiges hatte ich ganz am Anfang für mich auch als Ziel definiert, als ich noch Angst hatte, ich würde sonst nach zwei Wochen ganz aufgeben, weil ich mich wie in einem Korsett aus Verboten fühlen würde.

Zum Glück war es dann doch nicht so und ich habe, ausser einem Höflichkeits-Bissen von einem Kuchen, das mit der Flexibilität noch nicht weiter in Anspruch genommen. Das kommt aber vielleicht noch, falls es im Ausland mal nicht möglich sein sollte, etwas rein Pflanzliches auf den Teller zu bekommen. Oder ich eben doch einfach mal einen Bissen von einem landestypischen Gericht probieren will. Mal schauen, ob das funktioniert. Sich das vorgängig und in Theorie zu „erlauben“ ist ja noch mal etwas anderes, als es dann tatsächlich zu tun. Mit allen negativen Gefühlen, die das auslösen könnte.

Mein Gegenüber am Tisch schien jedenfalls frei von Gewissensbissen zu sein. Hat er vielleicht andere Gründe für den Entscheid? Im Nachhinein verfluche ich ein bisschen das dritte Glas Wein, dem ich die Schuld dafür gebe, dass ich vergass, ihn nach seinen Gründen zu fragen. Aber wie es ja so schön heisst, sieht man sich im Leben immer zweimal und dann werde ich das Versäumnis sicher nachholen.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert