Off topic: Gedanken um’s Gewicht

Vorab: Das hat jetzt wirklich gar nichts mit omni versus vegan zu tun. Mein Gewicht hat sich durch den Umstieg nicht wesentlich verändert. Mein BMI war immer um die 20. Das klingt jetzt so, als wäre mir das einfach so zugefallen, ist aber nicht so.

Das Verhältnis zu meinem Körper war in der Jugend und in den Anfang Zwanzigern gelinde gesagt problematisch. Es begann sich eigentlich erst zu bessern, als ich mein Gewicht nicht mehr nur rein über die Nahrungszufuhr, sondern über Sport regulierte. Und damit bei gleichem Gewicht körperlich belastbarer wurde.

An dem Punkt wo mir mein Gewicht völlig egal ist und ich die Dinge einfach sich selbst überlasse, bin ich aber noch lange nicht und werde es wohl auch nie sein. Stattdessen versuche ich irgendwie immer, mich um die magische 50 herum zu bewegen.

Wenn dann die Waage mal 52 anzeigt, vermiest mir das nicht den Tag (nur die darauffolgenden paar Minuten) und führt auch keine Hungerkur nach sich, aber doof finde ich es dann schon. Weil es sich wie ein Kontrollverlust anfühlt, wenn ich mich zu weit von meinem (willkürlich gesetzten) Ziel entferne.

Aber wie gut ist dieses Ziel wirklich? Limitiert es mich nicht unnötig? Führt es vielleicht sogar dazu, dass ich mich sinnlos beim Krafttraining abrackere, weil ich nicht genug Zusatzkalorien aufnehme, um Muskelmasse zuzulegen? Wie gut repräsentiert die Zahl 50 denn eigentlich noch mein aktuelles Schönheitsideal?

Dass ich mein eigenes Schönheitsideal nie erreichen werde, weiss ich schon. Ich werde nie Oberschenkel haben, die man mit zwei Händen umfassen kann. Stattdessen laufe ich auf zwei muskulösen Stampfern, die von einer nicht sehr dicken, aber hartnäckigen Fettschicht umhüllt sind, obwohl der Rest des Körpers schlank ist. Für dünne Beine müsste ich für immer komplett mit Joggen, Skaten und Radfahren aufhören und vollständig abmagern. Das ist keine Option. Also abfinden damit und das Positive sehen: Wenn ich gut trainiert bin, drücken die Stampferle auf der Beinpresse 100kg weg.

Gestern kam mir nach dem Krafttraining auf dem Weg zur Garderobe eine richtige Wuchtbrumme entgegen. Wahrscheinlich hat sie nur Cardio gemacht, um abzunehmen, während ich mich an den Geräten abgemüht hatte, um meine Kraft zu steigern. Trotzdem hätte die mich im Zweikampf wahrscheinlich lockerflockig niedergemacht mit einmal kräftig Schubsen. Kraft ist halt einfach nur Masse mal Beschleunigung. Sie hätte also einfach gewonnen, weil sie über das bessere Kampfgewicht verfügt.

Kampfgewicht. Ein schönes Wort. Während „Gewicht“ allein bei mir negativ konnotiert ist und Assoziationen mit Dicksein hervorruft, ist das beim Kampfgewicht das Gegenteil. Wahrscheinlich weil hier gleich der Nutzen des Gewichts mit dabei ist, nämlich die Anwendung im Kampf. Nun werde ich ja hoffentlich nie in die Situation kommen müssen, um mein Leben zu kämpfen. Was noch lange nicht heisst, dass ein angemessenes Kampfgewicht, sprich die Akzeptanz von ein paar Kilo mehr, solange diese überwiegend aus Muskeln bestehen, nicht andere Vorteile haben könnte. Mit einem guten Muskelkorsett sinkt schliesslich das Verletzungsrisiko bei Bewegungen im Alltag. Und das Wissen um die eigene Stärke kann Selbstvertrauen geben.

Ob ich es schaffe, die 50 als Ziel zu begraben und durch eine bessere 50 zu ersetzen? Zum Beispiel 50 kg beim Latzug anstatt wie aktuell 30. Einen Versuch wäre es wert.

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