Friends, not food

Heute Morgen auf dem Weg zur Arbeit. Die Kühe, die sonst meistens etwas abseits meiner Radstrecke weiden, grasen heute auf einem Abschnitt direkt am Weg. Wie das kleine Grüppchen so dasteht, vor den Bergen und dem strahlendblauen Himmel, sieht so verdammt idyllisch aus, dass ich einfach anhalten muss.

Diese Damen muss man einfach mögen

Ungefähr zehn grosse warme Augenpaare richten sich interessiert auf mich, während ich ein Foto mache. Eine hellbraune Kuh trottet zu dem Elektrozaun und beschnuppert die Hand, die ich ihr hinstrecke. Dann lässt sie sich von mir den Kopf kraulen.

Das habe ich auch früher schon öfters gemacht, weil ich diese ruhigen, sanftmütigen Kolosse einfach toll finde. Im Nachhinein finde ich es ein bisschen erschreckend, dass mich in solchen Momenten nicht das schlechte Gewissen gepackt hat. Wie kann man denn Zuneigung für so ein Tier empfinden und ein paar Stunden später Rindfleisch essen oder Milchprodukte, für denen den Kühen ihre Kälber entrissen wurden?

Ich denke, das funktioniert nur, weil wir zwar das Tier vor unserer Nase als Individuum betrachten, das „Vieh“, von dem unsere Nahrung stammt, jedoch nicht.

Die meisten von uns wurden von klein auf darauf getrimmt, die Welt auf diese Weise wahrzunehmen. Ich selbst auch. Aber diese Brille, die man uns aufgesetzt hat, kann man abnehmen. Vielleicht sind es bei manchen Menschen eben solche Momente wie der Kontakt mit einer neugierigen, gutherzigen Kuh, welche das bewirken.

Ich hoffe jedenfalls, dass ich nicht die Einzige war, die heute für ein paar Minuten gespürt hat, dass jede dieser Kühe so einzigartig ist wie wir selbst.

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