Babies hinter Gittern

Gerade erst habe ich zum ersten Mal meine Mama gesehen und geschnuppert und schon bin ich fern von ihr eingesperrt in einem winzigen Verschlag. Warum? Welches Verbrechen habe ich begangen?

Keines, ausser dass ich gegen meinen Willen in diese kalte Welt geboren wurde. Keines, ausser dass ich Durst habe und Mamas Milch trinken will. Aber Mamas Milch ist für die Menschen, sagen sie, deshalb muss ich mutterseelenallein in diesem Zwinger dahinvegetieren. Bis ich selber Kinder bekomme, die mir dann entrissen werden.

Gestern kam ich an einem Milchbetrieb vorbei, wo in einer der zahlreichen Hundehütten ein einsames schwarzes Kälbchen stand wie bestellt und nicht abgeholt. Es war noch ganz klein und die vertrocknete Nabelschnur hing ihm sogar noch vom Bauch.

Als ich es streichelte, versuchte es immer, an meinen Fingern zu lutschen. Kein Wunder, schliesslich weiss es ja instinktiv, dass eigentlich irgendwo ein Euter sein sollte, um es zu nähren. Doch da ist nichts und niemand.

Ich habe es ein paar Minuten gestreichelt, auch wenn ich weiss, dass das nichts als ein Tropfen auf den heissen Stein ist.

Wenn jemand sein Menschenbaby auch nur eine Stunde lang allein lassen würde, würde diese Person gleich als Rabenmutter oder -vater abgestempelt. Die gleichen Leute haben nicht das geringste Problem, dass Kälber nach der Geburt grausam von ihren Müttern getrennt werden. Sind ja nur Tiere…

Einmal mehr bin ich überzeugt, dass Tiere die besseren Menschen sind.

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