Ausflug in eine düstere und unvegane Epoche

Gestern waren wir mal wieder auf einem Mittelalterfest, mein Erstes seit dem Umstieg auf vegan. Ich fand es erstaunlich, wie sich meine Wahrnehmung geändert hatte.  Ich nahm nicht nur wahr, was das wunderschöne Ambiente auf dem Fest ausmachte, sondern auch, wie viel offensichtlicher die Ausbeutung der Tiere gegenüber heute war. Ein paar Beispiele:

Die Felle, welche vielen Männern um die Schultern hingen, um sie in der kühlen Oktobernacht zu wärmen

Die Trinkhörner, die an den Gürteln baumelten

Das Spanferkel, welches stundenlang über offener Flamme gegart und danach vor aller Augen zerlegt wurde

Heutzutage ist das alles viel subtiler. Lederklamotten oder Wollpullover nehmen wir nicht als etwas Bemerkenswertes wahr und die Verarbeitung der Tiere zu tellergerechten Portionen findet in fensterlosen Fabriken statt. Was aber wohl der grösste Unterschied sein dürfte, ist das Ausmass der Ausbeutung und der Bezug zu den tierischen Produkten. Für Fell oder Leder musste damals wie heute ein Tier sterben, aber vor der Industrialisierung hat man sich nicht alle paar Jahre neue Lederschuhe gekauft, nur weil die alten nicht mehr ganz so toll aussahen oder aus der Mode gekommen waren. Somit waren die barbarischen Zeiten wohl eigentlich die tierfreundlicheren…

Das Essen am Fest war auch recht authentisch und dementsprechend fleischlastig. Dennoch war ich positiv überrascht, dass es an gut der Hälfte der Stände vegane Alternativen gab und diese auch explizit beworben waren.

Bei den Getränken war das leider nicht so. Es gab entweder Bier (mag ich nicht) oder Met (Honigwein). Ich trank Met.

Obwohl ich bestens verstehen kann, warum Honig nicht als veganes Lebensmittel zählt, fällt es mir immer noch schwer, Insekten als ebenso schützenswert zu betrachten wie Wirbeltiere. (Falls es Reinkarnation und Karma doch gibt, werde ich für diese Aussage wahrscheinlich als Bandwurm wiedergeboren, um das nächste Leben in irgendjemandes Darm zu verbringen.)

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