Endlich war es wieder soweit, Samstag, Cube-Tag. Diesmal in Luzern. Für eine kurze Erklärung, worum es dabei geht: Hier der Link zur Website oder lest einfach meinen Artikel über meinen allerersten Cube.
Die erste von den drei Stunden stand ich selbst im Cube, war also Teil der Installation und stummer Beobachter des Geschehens und der Begegnungen zwischen Outreachern und Passanten.
Irgendwann stellte sich ein kleiner Junge im knallroten Anorak vor mich, vielleicht so um die 6 Jahre alt, und schaute den Videos auf dem Laptop, den ich hielt, zu.
In seinen Augen spiegelte sich dieselbe Bestürzung wie ich sie schon letztes Mal am Cube bei Kindern gesehen hatte.
Es hat etwas Beruhigendes, die Trauer in ihren Augen zu sehen. Es zeigt mir, dass die Menschen einen natürlichen Hang zum Mitgefühl mit anderen Lebewesen haben. Das gibt mir Hoffnung.
Der Junge stand lange dort und beobachtete mit glasigen Augen das grausame Geschehen auf dem Bildschirm. Mir kamen selbst fast die Tränen als ich ihm dabei zusah – ein bei mir wunderseltener Moment der spontanen Zuneigung zu Kindern. Für mich war es ja selbst schon schwer genug gewesen, mir mit über Dreissig die Wahrheit über die Tierindustrie einzugestehen. Wie stark musste da die Wirkung erst auf ein ahnungsloses Kind sein? Er tat mir leid. Gleichzeitig war ich froh um seinen Schmerz und hoffte, dieser Moment würde in ihm etwas bewegen. Ihn vielleicht dazu bringen, sobald er selbst entscheiden darf, was er isst, die richtige Wahl zu treffen.
Nach einiger Zeit kam eine junge Outreacherin zu ihm und ging auf seine Fragen ein. Warum dieses und jenes mit den Tieren gemacht werde. Je länger sie jedoch mit ihm sprach, desto absurder wurden seine Fragen und am Ende hatte ich dann doch nur den Eindruck, dass das leider nur ein dummes Kind war, das überhaupt nichts verstanden hatte. Schade. Bleibt nur zu hoffen, dass irgendetwas hängengeblieben ist.
In den folgenden zwei Stunden war ich selbst im Outreach und führte Gespräche. So kam auch ich zu meinem täglichen Mass an Absurdität. So etwa in Form einer Gruppe junger Spanierinnen, die felsenfest davon überzeugt waren, Gott habe die Tiere erschaffen, damit wir uns von ihnen ernähren. Steht doch schliesslich so in der Bibel.
Zum Glück war nicht bei allen Passanten derartig Hopfen und Malz verloren. So hatte ich auch mehrere sehr gute Gespräche.
Insgesamt war es ein super Nachmittag, den ich nicht besser hätte verbringen können. Das Gefühl, das Richtige zu tun, nicht nur Teil des Problems, sondern auch Teil der Lösung zu sein, ist unbezahlbar.