Für mich ist es selbstverständlich, für den Tierschutz zu spenden. Zum Glück landet in regelmässigen Abständen ein Einzahlungsschein in der Post, der mich daran erinnert. Meistens überweise ich dann so viel wie beim letzten Mal. Und verdränge dabei die Frage: War das genug?
Wahrscheinlich bin ich schon viel zu tief im kapitalistischen System drin, um mir das beantworten zu können oder zu wollen. Ich würde zum Beispiel auch sehr ungern in ein Restaurant gehen, in dem es keine festen Preise gibt, sondern man einfach so viel geben kann wie man für angemessen erachtet.
Dummerweise klebt weder auf der Umwelt noch auf dem Tierschutz ein (realistisches) Preisschild. Somit ist jeder selbst gefragt, sich Gedanken zu machen, wie viel er dazu beitragen sollte. Natürlich nicht nur im monetären Sinn, sondern auch durch Verzicht auf umweltschädliche Lebensmittel (allen voran Fleisch), CO2-Emissionen etc.
Denn nur weil man Benzin und Lebensmittel zu einem Preis x gekauft hat, heisst das noch lange nicht, dass man sich damit eine weisse Weste erkauft hat. Aktuell kosten weder Autofahren noch Flugreisen noch tierische Produkte so viel wie der Schaden durch sie gross ist.
Um mich gleich mal frühzeitig zu outen: Ich fahre mit dem Auto zur Arbeit und mache mindestens ein Mal im Jahr eine weite Flugreise. Dann wären da noch die gelegentlichen Südfrüchte, Klamotten made in sonstwo, … Auch ich zahle für all das viel zu wenig.
Vielleicht wäre es der richtige Schritt, mein Auto zu verkaufen und nur noch regionales Saisongemüse und -obst zu kaufen. Letzteres könnte ich mir theoretisch noch irgendwie vorstellen. Ersteres gar nicht. Mein Auto ist mehr als ein Fortbewegungsmittel für mich. Es ist Freiheit. Freiheit gehört für mich zu den wichtigsten Dingen der Welt. Umso trauriger macht es mich, dass sie den meisten unserer Mit-Erdenbewohner verwehrt bleibt, weil wir sie einsperren, quälen und töten.
Womit ich wieder beim Tierschutz wäre, der dringend auf Spenden angewiesen ist. Wenn ich sonst schon so vieles falsch mache, will ich wenigstens diese eine Sache richtig unterstützen. Aber ich wünschte, es gäbe irgendeine Richtlinie, an der ich mich für den Betrag orientieren könnte. Einfach irgendeine Summe zu spenden erscheint mir so willkürlich. Entscheidungen aus dem Bauch heraus sind überhaupt nicht meins. Lieber verlasse ich mich auf irgendeine Berechnung oder Statistik, so abwegig sie auch sein möge.
Bei meinem letzten langen Lauf am Wochenende kam mir plötzlich die Idee. Da ich seit über zwölf Jahren vier bis fünf Mal pro Woche joggen gehe, habe ich zumindest an Sport-Statistiken genug. Warum nicht diese nutzen? Hat zwar mit dem anderen Thema eigentlich gar nichts zu tun, aber hey, es befriedigt mein Bedürfnis nach irgendeiner Kalkulationsgrundlage. Und mit ganz viel Phantasie kann ich doch noch eine Verbindung herstellen: Es ist mir ja wohl pro Kilometer, den ich in der Natur verbringen darf, mindestens einen Franken Wert, ebendiese Natur und ihre Geschöpfe zu schützen. Okay, zugegeben, ein bisschen konstruiert ist das schon. Aber mir egal. Ich habe endlich meinen Anhaltspunkt und bin damit erst mal zufrieden.