Heute Mittag gab es Edamame-Nudeln mit Carbonara-Sauce, vegan natürlich. Alle fanden sie sehr gut. Zum Kaffeetrinken haben wir dann meine Oma besucht, die ja schon vorgewarnt war, dass ich keine tierischen Produkte mehr esse. Sie stellte trotzdem einen Kuchen vor mir auf, der ja ganz «einfach» sei. Meine Mutter klärte sie dann auf, dass der Kuchen, da mit Milch zubereitet, trotzdem nicht okay für mich sei. Meine Oma dachte dann erstmal, dass ich gar keine Kuchen mehr essen könne oder nur solche, die nur mit Wasser zubereitet wären. Da habe ich erstmal realisiert, dass es in der Generation meiner Grosseltern offenbar noch nicht flächendeckend angekommen ist, dass es so etwas wie Pflanzenmilch, Tofu und so weiter gibt.
Meine Oma hat aber ganz offen und interessiert reagiert und mich darüber ausgefragt, was ich anstatt diesem und jenem verwende. Ihre Aufgeschlossenheit finde ich eigentlich umso bewundernswerter als sie eine Bäuerin ist und somit quasi ihre ganze Existenz darauf aufgebaut war, dass sie Milch verkaufen und Tiere schlachten konnten.
Wenn ich so darüber nachdenke, muss das schon merkwürdig gewesen sein. Die Rinder und Schweine hatten bei ihnen immer Namen. Den Schweinen brachte mein Opa sogar kleine Tricks bei, wie sich auf Befehl auf dem Boden zu rollen. Und dennoch brachte er es fertig, sie dann irgendwann zu schlachten und dann die Wurst von dem Tier zu essen, mit dem er eine richtig persönliche Beziehung gehabt hatte.
Meine Familie gehört auch definitiv nicht zu denen, die das Fleisch nur essen können, wenn es in Nichts mehr an das eigentliche Tier erinnert. Für meine Mutter hatte meine Oma zum Kaffeetrinken eine ganz besondere Spezialität: einen ausgekochten Knochen, aus dem sie noch das Knochenmark aussaugen konnte. Darauf war wohl auch mein Opa früher ganz scharf gewesen und meine Mama genauso.
Jedenfalls war das schon recht merkwürdig, in diesem Bauernhaus zu sitzen mit meinem Kaffee mit Kokosmilch statt Kaffeesahne und auf dem Tisch dieser abgenagte Knochen und der von mir verschmähte Kuchen. Noch vor einem halben Jahr habe ich solchen Kuchen absolut gedankenlos verdrückt. Dann informierte ich mich und was ich sah führte mich auf einen Weg ohne Wiederkehr. Bis jetzt gab es noch keinen Moment, in dem ich mir gewünscht hätte, weiter die Augen vor dem ganzen Tierleid verschliessen zu können. Nicht mal damit ich die superleckeren Kuchen meiner Oma weiterhin hätte essen können.