Extravegant in Kuba – Erste Rückschläge

Der Tag fing essenstechnisch eigentlich ganz gut an. Wieder das gleiche Hotelfrühstück aus gedünstetem Gemüse und Brötchen mit Erdnussbutter. Mit dem Bus haben wir dann Havanna verlassen und etwas ausserhalb unsere Radtour begonnen. Nach Aussagen unseres Guides würde der Begleitbus immer hinter uns sein. Effektiv sind wir dann aber doch über stark kupierte Strassen zu einer Touristenoasa bei Las Terrazas gefahren, während der Begleitbus (inklusive meiner vom Frühstücksbuffet als Notfallnahrung geklauten Brötchen) sonstwo war.

Das Restaurant dort öffnete erst in einer Stunde und ich musste aber etwas essen, um die Rückfahrt irgendwie zu packen. Das einzige Angebot bestand in „Pizza“ (hat nichts mit dem zu tun, was wir Europäer uns unter dem Terminus vorstellen, sondern ist einfach Fladenbrot mit ganz viel Käse).

Aus mir unbekannten Gründen konnten weder ich noch unser einheimischer Guide die Kioskbesitzerin dazu bewegen, mir eine „Pizza“ ohne Käse herauszurücken. Mit wenig Käse, das ginge, ja, aber nicht ohne…

Angesichts der wachsenden Verzweiflung im Gesicht meines Guides willigte ich in die „Pizza“ mit wenig Käse ein. Nach mittlerweile fast einem halben Jahr Käseabstinenz sollte man meinen, dass mich dieses Essen total flashen würde. Mitnichten. Für das schlechte Gewissen bekam ich im Gegenzug nicht einmal ein adäquates Geschmackserlebnis.

Unser Guide kam – immer noch sehr besorgt – zu mir und bat mich, ihm das mit dem Veganismus mal zu erklären, warum man sowas macht und was man denn überhaupt noch isst. Dann versuchte er mir das schlechte Gewissen zu nehmen, indem er mir erklärte, die tierischen Produkte hier seien total „natural“, natürlich. Das ist mir natürlich schnuppe, da ich nicht aus Gesundheitsgründen vegan bin. Jorge versuchte mich dann zu beruhigen, dass es auf Kuba nicht so eine Tierindustrie gäbe wie in Europa und Amerika. Das mag sein. Wir haben hier schon Tierbetriebe gesehen und da sie teilweise auch offen sind, sieht man, dass die Schweine und Hühner nicht so übel zusammengepfercht sind. Kühe und Pferde sieht man viele weiden, teils angebunden, teils sogar frei. Das ist ein besseres Leben, aber Ausbeutung bleibt für mich Ausbeutung.

Was mir letztendlich geholfen hat, war mir die Situation schön zu trinken. Zwar nur mit einem einzigen Bier (trinke ich sonst übrigens nie), aber zusammen mit der Mittagssonne hat das schon ganz gut eingeschlagen.

Nach dem Erlebnis am Mittag war unser Guide nun auch besonders sensibilisiert und fragte mit uns zusammen später extra im Hotelrestaurant (das „Salto“ in Soroa) nach, was sie für mich tun könnten. Lustigerweise quittierte das Personal auch seine Aussage, ich sei „vegana“ mit einem „Ah, vegetariana!“ Das war das dritte Mal und scheint sich hier zu meinem persönlichen Running Gag zu entwickeln.

Der eine Teil meines Abendessens war unterirdisch. Pfannengemüse, das einfach nur sauer schmeckte. Auf Nachfrage meinte die Bedienung, das käme durch das Dressing. Wir glauben aber eher der Bedienung vom nächsten Morgen, die uns sagte, das Saure käme einfach davon dass das alles Dosengemüse war… Das Dosenwasser hätte man ja abspülen können, aber das könnte ja Arbeit bedeuten…

Der zweite Teil war aber superlecker. Eine Suppe aus weissen Bohnen, dazu Reis. Zusätzlich habe ich noch die Hälfte des Arroz congrí (Reis mit schwarzen Bohnen) meines Partners bekommen. Der restliche Kalorienbedarf des Tages wurde zumindest teilweise mit Mojitos gedeckt.

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