Von einem Lockdown kann zwar seit über einem Monat nicht mehr die Rede sein, aber machen wir uns mal nichts vor: Die derzeitige Situation ist vom Normalzustand noch meilenweit entfernt. Veranstaltungen mit beschränkter Teilnehmerzahl, Maskenpflicht im ÖV, das latente Risiko, sich mit Corona zu infizieren. Wie ist das vereinbar mit Strassenaktivismus?
Diese Frage versuche ich immer noch, mir zu beantworten. Auf der einen Seite ist der Fakt, dass das Morden und Quälen der Nutztiere unbeeinträchtigt weitergeht. Der Handlungsbedarf ist ohne jede Frage ganz genau so hoch wie vor Corona.
Auf der anderen Seite ist ein, wenn auch geringes, so doch real vorhandenes Risiko, sich durch den Kontakt mit anderen Menschen anzustecken oder andere anzustecken.
Längere Gespräche mit fremden zu führen finde ich aktuell grundsätzlich bedenklich. Insbesondere wenn gegenseitig keine Kontaktdaten vorhanden sind. Aber wer würde sich denn schon auf ein Gespräch über Tierrechte einlassen, wenn er zuallererst mal von mir aufgefordert würde, mir Namen und Handynummer aufzuschreiben…?
Und was passiert, wenn es tatsächlich eine Infektion gäbe? Würde man sich dann Ärger mit den Behörden einhandeln, weil man nicht beweisen kann, dass man unter der zulässigen Teilnehmerzahl geblieben ist? Oder weil man die Kontaktdaten nicht aufgenommen hat? Fragen über Fragen.
Wie viel Risiko ich als grundsätzlich risikoscheue Person nun auf mich nehmen will, bleibt nach wie vor zu entscheiden. Grundsätzlich kann man es natürlich auch als Chance sehen, andere Formen des Aktivismus für sich zu entdecken.