Seit heute haben wir wieder kurze Tage und auch ein Blick aus dem Fenster lässt keinen Zweifel daran, dass der Sommer definitiv vorbei ist. Es ist herbstlich nasskalt und das heisst natürlich … Stiefelsaison. Für mich zum ersten Mal vegan. Was bedeutet, dass ich meinen Schuhschrank gründlich inspizieren muss.
Der worst case wäre, wenn ich in meinen allerliebsten Lieblingsstiefeln das Lederkennzeichen entdecken würde. Es handelt sich um ein braunes Paar kniehohe Stiefel in Wildlederoptik, das mich seit über zehn Jahren treu durch Herbst und Frühjahr begleitet. Und dabei auch noch total schön aussieht.
Ich liebe diese Stiefel. Aber mir ist natürlich nicht erst seit gestern klar, dass für Wildleder jemand sterben musste. Und das Argument «Die Kuh war ja eh schon tot», zieht irgendwie auch nicht. Leder ist eben kein Abfallprodukt der Fleischindustrie, sondern ein eigener riesiger Industriezweig. Wenn also hoffentlich in Zukunft weniger Fleisch konsumiert wird, werden die Tiere trotzdem ihrer Häute wegen abgeschlachtet.
Als Veganerin will ich natürlich auf keinen Fall die Nachfrage nach Tierhäuten unterstützen. Aber was ist mit den paar wenigen Sachen, die ich schon seit Urzeiten im Schrank habe? Da kommt man doch schon in Versuchung sich zu sagen, dass die Kuh auch nicht wieder lebendig wird, wenn man die Sachen wegwirft. Und dennoch würde ich solche Kleider und Schuhe nicht weiter benutzen wollen.
Dafür gibt es vor allem zwei Gründe. Erst mal der weniger gute: Die unschöne Vorstellung, ich könnte von jemandem darauf angesprochen werden, wie ich es als Veganerin vertreten könne, Leder zu tragen. Nein, ich bin nicht paranoid. Es gibt so (omnivore) Leute, die sich einen Spass daraus machen, plötzlich zu halben Biochemikern zu mutieren, um einem aufzuzeigen, dass man ja noch 0,01 Milligramm tierische Produkte zu sich nimmt. Wahrscheinlich ein typischer Fall von ‘Angriff ist die beste Verteidigung’.
Jetzt der bessere Grund: Weil die Ausbeutung von Tieren gegen meine Überzeugungen ist und ich mich irgendwie nicht integer fühlen würde, wenn ich weiterhin tierische Produkte verwende. Auch wenn es sonst niemanden interessiert, woraus meine Schuhe sind, ich wüsste es.
Allerdings stellte ich erleichtert fest, dass meine Lieblingsstiefel nicht mit dem Fell-Symbol versehen sind (Kennzeichnungspflicht besteht in der EU seit 1994 – ganz so alt sind meine Stiefel zum Glück nun doch nicht ;)) Aber ziemlich alt sind sie schon. Ich dürfte sie während meiner Arme-Studentinnen-Zeit erstanden haben.
Manchmal gibt es eben doch Ausnahmen von den abgedroschenen Sprichwörtern. In diesem Fall: «Wer billig kauft, kauft zweimal.» Die Schuhe weggeschmissen und ein neues Paar beschafft hätte ich, wenn es teures Echtleder gewesen wäre. Somit, ein Hoch auf die Schuhe für den kleinen Geldbeutel! These boots are made for walkin’ …