Dienstagmorgen auf der A4 Richtung Luzern.
Es ist ein sonniger Tag und ich steuere gutgelaunt in Richtung meiner Arbeit. Aber dann passiert etwas, das mir meine gute Stimmung schlagartig kaputtmacht.
Ich erkenne es schon aus einigen hundert Metern Entfernung, das verdammte Gefängnis auf Rädern, das ein paar hundert Seelen geradewegs zu einem angeblich humanen Tod befördert. Aus dem Tiertransport reckt eine Kuh ihren Kopf und schnuppert im Fahrtwind.
Mein Magen zieht sich zusammen bei dem Gedanken, dass dieses sanfte Wesen, welches niemals jemandem etwas zuleidegetan hat, in ein paar Stunden abgeschlachtet wird. Ich fühle mich aufs Mal einfach nur machtlos und unglaublich wütend. Wann hört dieser Wahnsinn endlich auf?
Das Lied von Manu Chao, infinita tristeza (unendliche Traurigkeit), geht mir durch den Kopf. Die hat diese Kuh vielleicht empfunden, als man ihr immer und immer wieder ihr Kalb weggenommen hat, nur damit irgendjemand sein verdammtes Glas Milch trinken kann. Jetzt verspüre ich sie, während ich den Laster überhole, die unendliche Traurigkeit.
Dann schert unerwartet davor ein weiterer Tiertransport aus, dem ich nur deshalb nicht auffahre, weil ich selber abbremse. Auch wenn ich gerade down bin, die Ironie will ich dem Schicksal nicht gönnen, als Tierrechtsaktivistin von einem verfluchten Tiertransporter in einen tödlichen Unfall verwickelt zu werden.
Dafür gibt es noch zu viel zu tun. Das Lied von der Traurigkeit erschien immerhin auf dem Album „Proxima estación: Esperanza“ (Nächster Halt: Hoffnung)
Ach, so traurig. Das hast du wunderschön geschrieben!