Mein allerletzter Katzenkaffee

Gestern war mein guter Freund W. zum Kaffeetrinken bei mir. Ich steuerte den veganen Kuchen bei und er bestand darauf, ganz besonders tollen Kaffee mitzubringen, den er während seiner Vietnam-Ferien erstanden hat. Inklusive Spezialzubehör zum Brühen. Die Kaffeepackung machte mich stutzig. Darauf war nämlich eine Schleichkatze (Civet) abgebildet. Die erkannte ich, weil ein Programmpunkt unserer Balireise 2017 der Besuch einer Kopi Luwak Farm gewesen war. Kopi Luwak (indonesischer Kaffee aus Bohnen, die von den Civets unverdaut ausgeschieden wurden) kennt mindestens jeder, der den „Das Beste kommt zum Schluss“ gesehen hat.

In der Farm waren zwar zwei traurige Exemplare in Käfigen eingesperrt, aber grundsätzlich würden die ausgeschiedenen Kaffeebohnen auf den Plantagen eingesammelt, erzählte unser Guide, der ausserhalb der Touristensaison selbst Bauer ist und dessen Vater auch Kaffeebohnen sammelt. Der Kaffee, den wir vor Ort degustierten, war übrigens überhaupt nichts Besonderes.

Jener, den W. aus Vietnam mitbrachte, schmeckte allerdings so lecker, dass ich sogar zwei Tassen trank.  Abends kamen mir dann aber doch so meine Zweifel, wie vegan der Kaffee tatsächlich war. Also fragte ich Doktor Google und was er antwortete, gefiel mir gar nicht.

Die PETA hatte sich schon mit dem Thema auseinandergesetzt (https://www.peta.de/schleichkatzenkaffee). In Kürze: Um die grosse Nachfrage (v.a. aus Deutschland) zu befriedigen, werden die armen Tiere vielfach in winzige Käfige eingesperrt … und der Kaffee dann trotzdem als Wildsammlung bezeichnet!

Hier noch direkt eines der Videos, die sie dazu geteilt haben:

Den Link teilte ich auch mit W. In der Hoffnung, dass er

  1. a) bloss nicht auf die Idee kommt, mir jemals solchen Kaffee zu schenken und
  2. b) sich vielleicht nächstes Mal auch selber nicht nochmal solchen Kaffee kauft. Schliesslich ist er auch ein grosser Katzennarr und somit dürfte auch ihm angesichts der Bilder im Video das Herz bluten.

    Eingepferchte Civets in einer Kopi Luwak Farm auf Bali

Zurück erhielt ich einen Link zu einem Artikel über den Vertrieb von Fake Kopi Luwak in Vietnam. Zwar handelte es sich dabei um eine andere Marke, aber W. überprüfte dann noch seine Packung und auch dieser Kaffee war nur chemisch dem Katzenkaffee nachgebildet.

Meinen allerersten und allerletzten echten Katzenkaffee habe ich somit damals auf Bali getrunken. Wenigstens mussten für unser Kaffeetrinken gestern keine Civets leiden. Aber kaufen würde ich solchen Kaffee selber trotzdem nicht, denn auch Fake-Produkte feuern den Hype an. Für mich ist das ein bisschen wie das Tragen von Kunstpelz. Schliesslich sieht ja niemand, dass der unecht ist, sondern nur die Message – Pelztragen sei toll – und diese soll doch bitte nicht noch weiter in die Welt getragen werden.

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