Eigentlich ist ja gerade das Fest der Liebe im vollen Gange, aber die Nachrichten, die ich kürzlich im Schweizer Radio hörte, riefen in mir das genaue Gegenteil hervor, blanke Wut.
Auslöser war ein Beitrag in der Sendung «Heute morgen» vom 17.12.2018 (von Minute 05:20 bis Minute 08:10).
In dem Beitrag wird darüber informiert, dass Coop aufgrund sinkender Nachfrage zukünftig bedeutend weniger Fleisch mit tierfreundlichem Label kaufen will.
Wie ist das jetzt zu deuten? Positiv wäre ja wenn das lediglich Ausdruck einer allgemein stark sinkenden Fleischnachfrage wäre. Laut Agrarbericht 2018 ist jedoch der Fleischkonsum um lediglich 1,9 % zurückgegangen. Darin nicht berücksichtigt ist allfälliges im nahen Ausland eingekauftes Fleisch. Angesichts des wachsenden Einkaufstourismus dürfte der wirkliche Rückgang also sehr klein sein.
Im Beitrag wird allerdings angekündigt, dass Coop zukünftig gut ein Drittel weniger Schweine mit Naturafarm-Label einkaufen will. Also heisst das letztlich nichts anderes als das ähnlich viel Fleisch konsumiert wird wie bisher, aber anteilig noch mehr aus Tierbetrieben mit unterirdischen Haltungsbedingungen. Dieser Fakt an sich ist einfach nur traurig.
Meine Trauer schlug dann allerdings in Wut um, als der SRF die Präsidenten der jeweiligen Züchterverbände zu Wort kommen liess. Da beschwerte sich etwa der Präsident des Kälbermästerverbandes, viele Kälbermäster hätten extra neue Ställe gebaut, damit die Tiere Auslauf bekämen und jetzt verpasse Coop ihnen einen «Schlag ins Gesicht».
Ich übersetze mal, wie ich diese Aussage verstehe: Das Tierwohl ist uns scheissegal. Wir haben die Haltungsbedingungen nur verbessert, um unsere Gewinnmarge zu steigern oder wenigstens konstant zu halten.
Klar findet es niemand toll, wenn dem eigenen Geschäft der Umsatz wegbricht. Aber wie wäre es, anstatt rumzujammern, mal damit, das eigene Geschäftsmodell zu hinterfragen? Mit welchem Recht bereichern diese Tiermäster sich, indem sie zu Tausenden andere Lebewesen zusammenpferchen, um ihnen nach einem kurzen, aber tristen Dasein in einem Schlachthof die Kehle durchschneiden zu lassen? DAS ist wirklich schlimm. DAS ist ein Schlag ins Gesicht.
Aber genug über die Tiermäster geschimpft. Schliesslich liegt die Verantwortung dafür, dass solche Personen ein Geschäft mit dem Leiden und Tod machen können, bei den Konsumenten, welche das Fleisch nachfragen.
Paradoxerweise führt das Weihnachtsfest nicht dazu, dass mehr Menschen Mitleid mit den anderen Geschöpfen haben, sondern dass Fleischessen in diesen Tagen umso selbstverständlicher zu sein scheint. Haben wir ja schliesslich immer so gemacht.
Wenn ich noch einen Wunschzettel an den Weihnachtsmann schreiben würde, dann wisst ihr wahrscheinlich, was darauf stünde…