Man sollte meinen, als etwas komplizierter Gast ist man in Restaurants nicht gern gesehen. Heute morgen beim Frühstück war ich jedoch die Einzige, die von dem sonst eher griesgrämig dreinblickenden älteren Kellner ein Lächeln geschenkt bekam. Er kam sogar extra zu mir und erkundigte sich, ob ich am Buffet etwas für mich gefunden hatte. Hatte ich, den altbekannten Dosengemüsemix und Brot.
Heute standen nur 20km verbunden mit Sightseeing an. Eigentlich hatte ich ja gehofft, wir würden unterwegs in einem der zahlreichen Restaurants von Vinales Pause machen. Unser Guide hatte es allerdings gut gemeint und für die Allesesser Sandwichs organisiert und für mich einen Teller Obst. Wassermelone und so. So wässrige Früchte machen mich normalerweise nicht länger als ein Stündchen satt, aber ich scheine mich wohl so langsam an die reduzierte Kalorienzufuhr zu gewöhnen.
Zum Abendessen gab es dieselbe Auswahl wie gestern, für mich also Spaghetti, welche ich diesmal mit Tomatensauce bestellte. Unser Kellner (der gleiche wie tags zuvor) stellte eine Viertelstunde später einen himmlisch duftenden Teller Spaghetti mit Tomatensauce und viel Käse vor mich hin, da er vergessen hatte, sie in der Küche explizit ohne Käse zu bestellen. War aber kein Problem und er sackte die käsige Versuchung gleich wieder ein.
Zuhause finde ich den Geruch von Käse gar nicht mehr so verlockend wie früher, was aber daran liegt, dass ich dort immer etwas Leckeres zu essen habe. Und dann auch noch abwechslungsreich.
So wie heute in Kuba muss es noch vor zwanzig oder weniger Jahren in Europa gewesen sein, wo vegan essen in erster Instanz Weglassen hiess. Meine Hochachtung vor denen, die das schon in jener Epoche durchgehalten haben, steigt von Tag zu Tag. Hätte ich nicht noch zwei Wochen, sondern zwei Jahre Aufenthalt in Kuba vor mir, könnte ich bezüglich der veganen Ernährung wohl für nichts mehr garantieren…
Mein Partner, der sich sonst zumindest innerhalb unserer vier Wände auch schon so gut wie vegan ernährt, schränkt sich hier nicht ein und ich kann das auch gut verstehen. Und – Hand aufs Herz – heute habe ich mich sogar darüber gefreut. Für den namenlosen Kollegen, der sich so friedlich auf meinem Schoss streicheln liess, waren die Abfälle von der Hühnerkeule das (erste) Highlight des Abends.