Ich heisse Caro, bin „Mitte Ende“ dreissig, gebürtige Thüringerin und lebe seit 2008 in meiner Wahlheimat Zentralschweiz.
Ich bin beruflich Zahlenakrobatin und privat Sportsüchtige, Halloween-Fetischistin und Hobbyköchin.
Anfang 2018 hat mich eine unglückliche Stellenwahl in eine kleine Sinnkrise gestürzt, während der ich mir zunächst vergeblich zu beantworten versuchte, was ich mit meinem Leben wirklich Gutes und Nützliches anfangen kann.
Die Antwort fand ich nach einigen Wochen dann erstmal gar nicht im Tun, sondern im Unterlassen. Im Unterlassen all der kleinen täglichen Handlungen, die mit meinen inneren Überzeugungen nicht vereinbar sind und es eigentlich nie waren.
Bei uns zuhause gab es immer Hund und Katze. Ich bin als Tierfreundin in einer tierfreundlichen Familie aufgewachsen. In einer tierfreundlichen fleischessenden Familie. Und da Tiere essen eine so gängige Praxis ist, dass sie allgemein nicht einmal ansatzweise hinterfragt wird, merkte ich während vieler Jahre nicht den krassen Widerspruch zwischen meiner Tierliebe und meinen Ernährungsgewohnheiten. Als die Erkenntnis irgendwann doch in mein Bewusstsein sickerte, versuchte ich während einiger Jahre, mein Gewissen zu beruhigen, indem ich nur noch Bio-Fleisch kaufte. Dauerhaft liess sich mein Gewissen nicht täuschen. Während meiner Sinnkrise meldete es sich lautstark mit der Forderung, wenigstens damit aufzuhören, das Falsche zu tun, wenn ich schon nicht weiss, was das Richtige ist. In dieser Phase fand ein jahre-, vielleicht jahrzehntelanger Prozess seinen Abschluss mit dem Entscheid, kein Fleisch mehr zu essen. Von da aus war es eigentlich nur noch ein kleiner Schritt, auch alle anderen tierischen Produkte wegzulassen.
Seit Sommer 2018 lebe ich vegan und dadurch im Einklang mit meiner Überzeugung dass wir Menschen nicht das Recht dazu haben, uns alle anderen Tiere Untertan zu machen. Das Auflösen dieses zuvor unbewussten inneren Konflikts hat ganz nebenbei meine Sinnkrise beendet und mir geht es seitdem so gut wie nie zuvor.
Die wenigsten Menschen sind gänzlich frei von Sendungsbewusstsein, wenn sie von einer Sache absolut überzeugt sind. Ich auch nicht. Ich bin nicht der Typ, der nachts irgendwo einbricht, um Labortiere zu befreien oder Enthüllungs-Videos von Missständen in der Nahrungsmittelindustrie zu filmen (viel zu feige). Aber etwas kann ich tun, nämlich allen, die offen dafür sind, zeigen, dass vegane Ernährung weder ständigen Verzicht bedeutet noch total umständlich oder alltagsuntauglich ist. Bewaffnet mit Feder (okay, Tastatur) und Kochlöffel hoffe ich, meinen kleinen Beitrag zum Abbau von Vorurteilen gegen den veganen Lebensstil leisten zu können.